22 Verbesserte Medikation bei chronisch Kranken dank einer elektronischen Entscheidungshilfe

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Ältere Menschen haben oft mehrere chronische Krankheiten und nehmen verschiedene Medikamente ein. Diese Studie zeigte auf, wie eine elektronische Entscheidungshilfe in der Hausarztpraxis zu einer verbesserten Medikation beitragen kann. Sie weist auch auf die Hürden bei deren Implementierung hin.

  • Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)

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    An der klinischen Studie nahmen 43 Hausärztinnen und Hausärzte teil, die entweder der Interventions- oder der Kontrollgruppe zugewiesen wurden. Teilnehmen konnten Patienten/-innen im Alter von 65 Jahren oder älter, die an mindestens drei chronischen Erkrankungen litten und regelmässig fünf Medikamente einnahmen. Die Ärztinnen und Ärzte der Interventionsgruppe arbeiteten im Gegensatz zu ihren Kollegen/-innen mit einer elektronischen Entscheidungshilfe. Sie entschieden gemeinsam mit ihren Patienten/-innen, ob sie die von der elektronischen Entscheidungshilfe vorgeschlagenen Medikationsänderungen annehmen wollten oder nicht. Nach sechs und zwölf Monaten wurden die Angemessenheit der verschriebenen Medikamente, die Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen (z.B. die Anzahl Spitalaufenhalte, Besuche der Notfallstation usw.), die Häufigkeit von Stürzen, die Lebensqualität und die Kosten der beiden Gruppen verglichen. Zudem wurde untersucht, welche Faktoren die Nutzung einer solchen Entscheidungshilfe in den Praxen begünstigten beziehungsweise behinderten.

  • Hintergrund / Ausgangslage

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    Hausärzten/-innen fehlt meist die Zeit, die Medikamentenlisten ihrer Patienten/-innen systematisch durchzugehen. Die unsachgemässe Verschreibung sowie Fehler bei der Einnahme sind jedoch mit grösseren Gesundheitsrisiken und höheren Kosten verbunden. Eine elektronische Entscheidungshilfe könnte Hausärztinnen und Hausärzte bei der Überprüfung der verschriebenen Medikamente unterstützen und somit unerwünschte Nebenwirkungen reduzieren.

  • Ziele

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    Im Rahmen der Studie wurde die Wirksamkeit einer elektronischen Entscheidungshilfe zur Medikamentenoptimierung überprüft. Ausserdem wurde die Nutzung dieser Entscheidungshilfe in den Hausarztpraxen sowie deren Kosten-Wirksamkeit untersucht.

  • Resultate

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    Die Studie zeigte auf, dass bei 59 Prozent der Patientinnen und Patienten der Interventionsgruppe mindestens eine elektronische Verschreibungsempfehlung umgesetzt wurde.

    In dieser Gruppe konnte eine Reduktion der Gesundheitskosten sowie eine Zunahme der qualitätsbereinigten Lebensjahre nachgewiesen werden.

    Es konnte aber nicht belegt werden, dass die Implementierung der elektronischen Verschreibungsempfehlungen zu einer verbesserten Medikation führte.

  • Bedeutung / Anwendung

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    Bedeutung der Resultate für die Forschung

    Die Studie machte deutlich, dass rand-omisierte klinische Studien zum Thema Medikamentenoptimierung im Setting der Schweizer Hausarztmedizin möglich sind. Sie konnte aufzeigen, dass elektronische Verschreibungsempfehlungen umgesetzt wurden; nicht aber, dass diese zu einer verbesserten Medikation führten. Die gesundheitsökonomischen Analysen belegten jedoch eine Kostenreduktion sowie eine Zunahme der qualitätsbereinigten Lebensjahre in der Interventionsgruppe.

    Bedeutung der Resultate für die Praxis

    Um eine grossflächige und verbesserte Anwendung von elektronischen Entscheidungshilfen in der Hausarztmedizin zu fördern, müssen die bestehenden Implementierungshürden reduziert werden.

  • Originaltitel

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    Optimising pharmacotherapy In the multimorbid elderly in primary care: a cluster randomised controlled trial (the OPTICA trial)