27 Pflegegeleitete Versorgungsmodelle vermindern ungeplante Spitaleinweisungen
Pflegewissenschaftler/-innen, Ärzte/-innen und Betroffene entwickelten und erprobten gemeinsam ein Versorgungsmodell für Menschen in Pflegeheimen, um die Anzahl unnötiger Hospitalisierungen zu reduzieren. Das neue Modell sollte mit spezifisch trainierten Pflegefachpersonen die medizinische und pflegerische Betreuung verbessern.
Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
In der ersten Phase wurde ein pflegegeleitetes Versorgungsmodell auf der Grundlage der internationalen Literatur und von Interviews mit Bewohnern/-innen und Angehörigen entwickelt und mit Stakeholdern konkretisiert. In der zweiten Phase wurde das erarbeitete Versorgungsmodell implementiert, indem die Führungsteams von elf Pflegeheimen in der Deutschschweiz vor Ort vorbereitet und die Pflegefachpersonen gezielt für ihre neue Rolle geschult wurden. Abschliessend wurde überprüft, wie sich der Einsatz des Modells auf die Koordination und Qualität der Versorgung, die Zufriedenheit der Fachpersonen, die Lebensqualität der Bewohner/-innen, die Zahl von Hospitalisierungen sowie auf die Kosten auswirkte.
Hintergrund / Ausgangslage
Ältere Menschen in Pflegeheimen leiden zunehmend an komplexen Krankheiten. Um unnötige Hospitalisierungen zu vermeiden, ist die Zusammenarbeit aller beteiligten Fachpersonen besonders wichtig. Internationale Studien zeigen, dass pflegegeleitete Modelle die Zahl der unnötigen Hospitalisierungen reduzieren können. In einem pflegegeleiteten Modell übernehmen Pflegefachpersonen mit vertieften geriatrischen Kenntnissen die klinische Führung und koordinieren die Zusammenarbeit mit Hausärzten/-innen und Spitälern.
Ziele
Das Ziel der Studie war die Entwicklung und Erprobung eines pflegegeleiteten Versorgungsmodells für chronisch kranke Bewohner/-innen in Schweizer Pflegeheimen zur Reduktion unnötiger Hospitalisierungen. Das Modell sollte so ausgestaltet sein, dass es in Pflegeheimen unterschiedlicher Grösse und Ausstattung angewendet werden konnte.
Resultate
Alle elf Pflegeheime haben das pflegegeleitete Versorgungsmodell erfolgreich und nachhaltig implementiert. Förderlich waren dabei das integrierte Lernen für das Pflegepersonal mit Coaching und Feedback. Auf grosse Akzeptanz beim Pflegepersonal stiess die speziell für das Modell ausgebildete Pflegefachperson sowie die Kommunikationsinstrumente. Die Studie zeigte auf, dass dank dem pflegegeleiteten Modell die Zahl der ungeplanten Spitaleinweisungen erfolgreich gesenkt werden konnte. Aus Sicht der Pflegeheime weist dieses Modell ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis auf, wenn man den Aufwand für die Einführung des Modells und den Einsatz der spezialisierten Pflegefachperson mit den Einnahmeverlusten aufgrund von ungeplanten Spitalaufenthalten der Bewohner/-innen vergleicht.
Bedeutung / Anwendung
Bedeutung der Resultate für die Forschung und Praxis
Das im Rahmen der Studie entwickelte pflegegeleitete Versorgungsmodell wurde speziell auf die Pflegeheime in der Deutschschweiz angepasst, um geriatrisches Fachwissen zu stärken und Hospitalisierungen zu reduzieren. Es verbessert den Zugang zu geriatrischer Expertise und dient der interprofessionellen Zusammenarbeit und Koordination. Die Studienergebnisse liefern den Verantwortlichen von Pflegeheimen sowie der Gesundheitspolitik wertvolle Informationen zur optimalen Ausgestaltung von pflegegeleiteten Versorgungsmodellen in der Langzeitpflege. Pflegeheime aus anderen Regionen können dieses Modell übernehmen und gemäss ihren spezifischen Bedürfnisse modifizieren.
Originaltitel
Nurse-led care models in Swiss nursing homes: improving interdisciplinary care for better resident outcomes (INTERCARE)