04 Soziale Ungleichheiten in der stationären Gesundheitsversorgung in der Schweiz

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Die Gesundheit eines Menschen wird durch seine soziale Lage mitbestimmt. Die Studie zeigte, dass es soziale Ungleichheiten beim Risiko für Hospitalisierungen, für die Verlängerung von Spitalaufenthalten, für Pflegeheimeintritte sowie ungeplante Spitalwiedereintritte in der Schweiz gibt.

  • Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)

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    Die Studie ermittelte Zusammenhänge zwischen sozialen Faktoren, bestimmten chronischen Krankheiten, der Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen und der Qualität der damit verbundenen Ergebnisse. Zu diesem Zweck wurden vorhandene medizinische und soziale Daten in anonymisierter Form in einer neuen Datenbank zusammengeführt. Die Datenbank umfasste 1,2 Millionen Personen ab 15 Jahren mit insgesamt 987'552 Spitalaufenthalten in der Schweiz im Zeitraum von 2010 bis 2016. Die Datenbank wurde einer umfassenden Validierung hinsichtlich der Korrektheit und Vollständigkeit der abgeglichenen Datensätze unterzogen. Anschliessend wurden die Zusammenhänge zwischen Merkmalen der stationären Behandlung und Nachsorge sowie der sozialen Lage und der Zugehörigkeit zu einer vulnerablen Gruppe statistisch analysiert. Fokusgruppen mit Patientinnen und Patienten sowie Fachpersonen aus den Bereichen Medizin, Migration und Soziales ergänzten die Erkenntnisse. Basierend darauf wurden Empfehlungen zur Verbesserung der Qualität der Versorgung von vulnerablen Gruppen entwickelt.

  • Hintergrund / Ausgangslage

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    Daten zeigen, dass ein niedriger sozialer Status mit einem grösseren Krankheits- und Sterberisiko verbunden ist. Um die Versorgungsqualität zu verbessern, braucht es vertieftes Wissen zu entsprechenden Krankheitsbildern und medizinischen Behandlungen sowie zur Versorgung von betroffenen Bevölkerungsgruppen. In der Schweiz existierte bislang jedoch keine Datenbasis, um diese Zusammenhänge untersuchen zu können. Dies lag daran, dass die Daten aus dem Gesundheitsbereich nicht mit den Daten aus dem Sozialbereich verknüpft werden konnten.

  • Ziele

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    Ziel der Studie war es, Spitaldaten von chronisch kranken Menschen mit Daten zu ihrer sozialen Situation zu verknüpfen und auf diese Weise soziale Ungleichheiten vor dem Spitaleintritt, während des Spitalaufenthalts, bei der Entlassung und im Anschluss an den Aufenthalt zu identifizieren. Darauf basierend sollten Empfehlungen abgeleitet werden, wie die stationäre Gesundheitsversorgung von vulnerablen Gruppen optimiert werden kann.

  • Resultate

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    Die Studie zeigte, dass soziale Ungleichheiten in allen Phasen von Spitalaufenthalten aufgrund chronischer Krankheiten bestehen:

    • Vor dem Spitaleintritt: Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau, alleine lebende und arbeitslose Personen wiesen ein erhöhtes Hospitalisierungsrisiko auf.
    • Während dem Spitalaufenthalt: Patientinnen und Patienten mit schlechten Sprachkenntnissen hatten einen längeren Spitalaufenthalt. Das Gleiche galt für Patientinnen und Patienten mit niedrigem Bildungsniveau und begrenzter sozialer Unterstützung, was jedoch (teilweise) auf ihren schlechteren Gesundheitszustand zurückzuführen war.
    • Bei der Entlassung: Ältere Patientinnen und Patienten mit einem niedrigen Bildungsniveau oder Einkommen sowie alleine lebende Personen hatten ein erhöhtes Risiko, nach der Entlassung aus einem Akutspital in ein Pflegeheim eingewiesen zu werden.
    • Nach der Entlassung: Das Risiko eines ungeplanten erneuten Spitaleintritts war bei Patientinnen und Patienten mit niedrigem sozioökonomischem Status erhöht.

    Alle Ergebnisse berücksichtigten Alter, Geschlecht und Nationalität und, wenn möglich, Gesundheitszustand, Behandlungen und gegebenenfalls weitere Faktoren.

  • Bedeutung / Anwendung

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    Bedeutung für die Forschung

    Die Studie präsentierte erstmals Erkenntnisse zu sozialen Ungleichheiten bei Spitalaufenthalten in der Schweiz auf der Basis von repräsentativen, landesweiten Daten auf Individualebene. Die Studie liefert auch eine Grundlage für die Ableitung geeigneter Gerechtigkeitsindikatoren zur stationären Gesundheitsversorgung für nationale Monitoringprogramme.

    Bedeutung für die Praxis

    Die Ergebnisse zeigen: Um die gesundheitliche Chancengleichheit zu erhöhen und die medizinischen Ressourcen der Spitäler zu entlasten, benötigen Patientinnen und Patienten mit komplexen gesundheitlichen und sozialen Belastungen während und nach dem Spitalaufenthalt eine gezielte Behandlung und Unterstützung, die ihrer sozialen Situation Rechnung trägt.

    Die Studie weist auf die Notwendigkeit hin, die soziale Betreuung innerhalb des Gesundheitswesens zu stärken und auszubauen sowie das Gesundheits- und Sozialsystem besser zu koordinieren. Dies umfasst:

    1. Ein Screening der sozialen Situation bei Spitaleintritt mit Zuweisung von Bezugspersonen.
    2. Eine interprofessionelle Entlassungsplanung und den Einbezug von Dolmetschenden
    3. Krankenkassentarife für professionelle Soziale Arbeit in ambulanten und stationären Strukturen.
  • Originaltitel

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    Social Inequalities and Hospitalisations in Switzerland SIHOS