15 Bessere Versorgung von Kindern mit Entwicklungsstörungen
In der Schweiz war bisher wenig bekannt über Angebot, Nachfrage und Wirksamkeit von Versorgungsleistungen für Kinder mit Entwicklungsstörungen in den ersten Lebensjahren. Um diese Wissenslücken zu füllen, wurden Daten eines zentralen Registers im Kanton Zürich analysiert.
Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Im Fokus der Studie stand die Analyse der im Kanton Zürich zwischen 2015 und 2017 zentral erfassten Daten zu Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten bis zum Kindergarteneintritt (2‘200 neue Fälle pro Jahr). Die betroffenen Kinder wurden hinsichtlich klinischer und demografischer Faktoren sowie Umfeldfaktoren charakterisiert. Weiter wurden ihre Aktivitäten und Partizipation sowie die Art des Zugangs zum Versorgungssystem untersucht. Anschliessend wurde ermittelt, welche Kinder welche Behandlung erhielten und wie sich der Zustand der Kinder über die Zeit entwickelte. Zudem wurden die Bedürfnisse der betroffenen Familien und der behandelnden Fachpersonen sowie deren Zufriedenheit und Erfahrungen mit dem Versorgungssystem mittels Interviews, einer Befragung sowie Fokusgruppen untersucht.
Hintergrund / Ausgangslage
Sprachentwicklungsprobleme, geistige Entwicklungsverzögerungen, soziale Defizite, motorische Behinderungen oder Verhaltensstörungen gehören zu den häufigsten frühkindlichen Störungen. Die Früherkennung und Behandlung dieser Störungen sind zentral, um Spätfolgen zu verhindern und die Partizipation der Kinder zu verbessern. Im Kinderspital Zürich und im Kantonsspital Winterthur existieren spezialisierte Zentren, in welchen die betroffenen Kinder erfasst und die notwendigen Massnahmen koordiniert werden.
Ziele
Ziel der Studie war es, die im zentralen Register erfassten Kinder mit Entwicklungsstörungen genauer zu charakterisieren, ihre Erfassungs- und Zuweisungswege und die gesprochenen Massnahmen zu analysieren und die Bedürfnisse der betroffenen Familien zu verstehen. Dieses Datenregister bildet eine schweizweit einzigartige Quelle, um mehr über das System und die Nutzung von frühen Unterstützungsmassnahmen von Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten zu erfahren.
Resultate
Die Studie zeigte auf, dass das Zürcher System zur Beurteilung des sonderpädagogischen Bedarfs für Vorschulkinder mit Entwicklungsstörungen von Betroffenen und Fachpersonen sehr gut bewertet wurde. Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten und Sprachentwicklungsproblemen werden im Kanton Zürich frühzeitig erfasst und an Therapiestellen vermittelt. Optimierungsbedarf besteht jedoch bei der Zahl der verfügbaren Therapieplätze sowie bei der geographischen Erreichbarkeit von kinderärztlichen Praxen und Therapiestellen.
Bedeutung / Anwendung
Bedeutung der Resultate für die Forschung und Praxis
Das im Rahmen der Studie aufgebaute Zürcher Register und die daraus resultierenden Ergebnisse können der politischen Entscheidungsfindung über die Ausgestaltung des Versorgungssystems für Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten in den ersten Lebensjahren dienen. Zudem können die Resultate genutzt werden, um Entscheidungshilfen für Fachpersonen bezüglich einer bedarfsgerechten, wirksamen und kostengünstigen Behandlung und Betreuung der betroffenen Kinder auszuarbeiten. Nicht zuletzt können die Ergebnisse auch anderen Kantonen Hinweise zur besseren Unterstützung von betroffenen Kindern liefern.
Originaltitel
Preschool Children with Developmental Delay: The Standard of Care Evaluated